Eigenes Training vs. Kundentraining: Warum Personal Trainer oft anders trainieren, als ihre Kunden erwarten

In meiner Laufbahn als VIP-Trainer und Sportler habe ich häufig beobachtet, dass die Art, wie Personal Trainer ihre Kunden trainieren, oft stark von ihrem eigenen Trainingsansatz abweicht. Dabei spielen vor allem die unterschiedlichen Erwartungshaltungen der Kunden eine zentrale Rolle. Kunden kommen mit bestimmten Vorstellungen ins Training, die nicht immer mit den tatsächlichen Prinzipien eines effektiven und sicheren Trainings übereinstimmen. Dieser Konflikt prägt den gesamten Prozess – und stellt Trainer vor eine Herausforderung.

Das Problem: Unterschiedliche Erwartungshaltungen

Viele Kunden erwarten von einem Personal Trainer:

  • Schnelle Ergebnisse: Egal ob Muskelaufbau, Fettverlust oder Kraftsteigerung – die Erwartung ist oft, dass dies in kürzester Zeit geschieht.

  • Hochintensives Training: Viele verbinden Effektivität mit Schwitzen, Muskelkater und dem Gefühl, an die absolute Grenze zu gehen.

  • Sichtbarer Fortschritt nach jedem Training: Das Training wird als eine Art „Produkt“ betrachtet, das sofortige Ergebnisse liefern soll.

Persönliche Beobachtung:

Als ich begann, selbst zu trainieren, fiel mir oft auf, dass Kunden scheinbar ein ganz anderes Training erhalten, als ich es für mich selbst gewählt hätte. Trainer passen sich den Wünschen der Kunden an, selbst wenn diese Wünsche nicht optimal oder langfristig nachhaltig sind.

Die Diskrepanz zwischen dem, was Trainer selbst praktizieren, und dem, was sie ihren Kunden bieten, ist in vielen Studios offensichtlich.

Die Ursache: Warum passen sich Trainer oft an?

  1. Kundenzufriedenheit als Priorität:

    Ein unzufriedener Kunde bedeutet ein finanzielles Risiko. Viele Trainer möchten kurzfristig überzeugen, um Kunden zu binden, selbst wenn das auf Kosten von Effektivität geht.

  2. Der Kunde „will es so“:

    Häufig kommt der Wunsch nach intensiven, spektakulären Workouts direkt vom Kunden. Der Trainer wird dann zum „Dienstleister“, der diese Erwartungen erfüllt.

  3. Angst vor Ablehnung:

    Kunden könnten den Trainer wechseln, wenn sie das Training als „zu leicht“ empfinden, auch wenn es langfristig die richtige Methode wäre.

Persönliche Erfahrung:

Ich habe Trainer erlebt, die mit Kunden hochintensiv arbeiteten, obwohl klar erkennbar war, dass die Technik darunter litt. Gleichzeitig sah ich dieselben Trainer ihr eigenes Training mit einem strukturierten, methodischen Ansatz durchführen – eine klare Diskrepanz.

Die Lösung: Wissenschaftliche Prinzipien mit Kundenbedürfnissen verbinden

Aus meiner Sicht liegt die Lösung in einer Kombination aus Empathie und Professionalität. Ein guter Trainer muss die Erwartungen des Kunden ernst nehmen, sie aber mit effektiven Methoden verbinden.

  1. Kommunikation ist der Schlüssel:

    Viele Kunden wissen nicht, dass Muskelkater kein Indikator für ein gutes Training ist. Ebenso wenig sind schnelle Ergebnisse immer nachhaltig. Es ist Aufgabe des Trainers, dies zu erklären und realistische Erwartungen zu setzen.

  2. Technik und Struktur über Show-Effekte:

    Übungen wie Bankdrücken, Klimmzüge und Kreuzheben können sowohl effektiv als auch „beeindruckend“ sein, wenn sie korrekt vermittelt werden. Ein Kunde fühlt sich oft besser, wenn er eine Übung sauber ausführt, als wenn er sich einfach verausgabt.

  3. Individuelle Anpassung:

    Der Kunde sollte das Gefühl haben, dass das Training auf ihn zugeschnitten ist. Dazu gehört, dass Elemente eingebaut werden, die Spaß machen, kombiniert mit solchen, die methodisch sinnvoll sind.

Persönliche Erfahrung:

Ich hatte einen Kunden, der sich intensiv mit Social Media beschäftigte und Übungen wie „Burpees bis zur Erschöpfung“ erwartete. Statt ihn direkt zu korrigieren, integrierte ich diese Elemente zunächst als Warm-up. Danach zeigte ich ihm, wie Kreuzheben oder Klimmzüge seinen Rücken und seine Gesamtleistung verbessern. Nach einigen Wochen begann er von selbst, die ruhigeren, methodischen Übungen zu bevorzugen.

Wie unterscheidet sich mein eigenes Training?

Im Gegensatz dazu ist mein persönliches Training zielorientiert und methodisch.

Ich folge einem Plan: Periodisierung, Progression und Regeneration stehen im Mittelpunkt.

Ich trainiere funktionell: Grundübungen wie Bankdrücken, Kreuzheben und Klimmzüge sind die Basis meines Programms.

Ich nehme mir Zeit: Mein Ziel ist nicht, schnell, sondern nachhaltig stärker zu werden.

Beobachtung:

Diese Methodik spiegelt sich oft nicht im Kundentraining wider, weil die Kunden nicht bereit sind, den gleichen Weg zu gehen. Der Unterschied zwischen meinem Training und dem, was ich Kunden anbiete, liegt also nicht an der Wirksamkeit, sondern an der Erwartungshaltung.

Ein Beispiel aus der Praxis

Eine Kundin wollte gezielt Fett verlieren und sich „richtig auspowern“.

  • Ihr Wunsch: Viel Cardio, Burpees, Jump Squats – Übungen, die „anstrengend aussehen“.

  • Mein Ansatz: Ich erklärte ihr, dass der Fettabbau primär durch Ernährung gesteuert wird und Krafttraining langfristig effektiver ist.

Wir starteten mit einer Kombination:

30 % ihres Trainings entsprach ihren Erwartungen (z. B. HIIT-Elemente).

70 % bestand aus Grundlagen wie Kreuzheben, Bankdrücken und Körpergewichtsübungen.

Nach drei Monaten erkannte sie, dass die progressiven Kraftübungen ihre Ziele schneller unterstützten als das Auspowern.

Fazit: Die Aufgabe des Trainers

Ein Personal Trainer steht vor der Aufgabe, den Kunden dort abzuholen, wo er steht, ohne die Prinzipien eines effektiven Trainings zu opfern. Meine Lehren:

  1. Erwartungen ernst nehmen, aber anpassen: Kunden suchen schnelle Ergebnisse – der Trainer muss jedoch auf langfristige Erfolge hinweisen.

  2. Die Methodik hinterfragen: Trainer sollten sich fragen, ob sie das Gleiche, was sie predigen, auch für sich selbst anwenden würden.

  3. Vertrauen aufbauen: Wenn der Kunde Fortschritte sieht, vertraut er langfristig mehr der Expertise des Trainers als seinen eigenen Vorstellungen.

Persönlicher Leitsatz:

„Der Kunde kommt mit Erwartungen, aber geht mit Wissen – das ist die wahre Kunst des Personal Trainings.“

Daniel Gildner

Daniel Gildner ist Natural Pro Bodybuilder & Athlet, studierter Sportwissenschaftler. Buche jetzt dein VIP Personaltrainer online für Berlin und Umgebung!

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